Im Fokus unseres aktuellen Beitrags steht die Idee, die Verantwortung für Testtickets von den oft überlasteten Key Usern auf die Mitarbeiter :Innen zu verlagern. Mit einem Blick in die Vergangenheit, basierend auf unserer über 25-jähriger SAP-Projekterfahrung, beleuchten wir, wie die Technologieentwicklung und kollaborative Zusammenarbeit den Weg für diesen zeitgemäßeren Ansatz geebnet haben.
Lückenlose Testabdeckung mit maximaler Verantwortungsauslagerung🔄
Wie schon im letzten Blog Beitrag Fahren Sie Ihre Key User im SAP Integrationstest nicht sauer 🚗 erörtert, sollten nicht die Key User: Innen, die ja sowieso nie Zeit haben, die Testtickets erstellen, sondern die Mitarbeiter selbst ihre eigenen Prozesse.
Das hat nämlich den charmanten Vorteil, das sie selbst für die Vollständigkeit ihrer zu testenden Prozesse verantwortlich sind und hinterher nicht sagen können:
- Das wurde aber zu meinem Nachteil umgesetzt
- Den Prozess gibt es jetzt ja gar nicht mehr
Gute Idee – Wenn da nicht die Vorgesetzten wären💼
Klingt einfach, ist aber nicht, wenn man die Vorgesetzen fragt, ob die Mitarbeiter dafür freigestellt werden könnten.
Denn die Antwortet lautet in den meisten Fällen:
Das können wir sehr gerne machen, solange Sie mir garantieren, das dass Tagesgeschäft nicht beeinflusst wird.
Und da haben wir den Salat und kommen wieder zum ersten Blog Beitrag dieser Reihe Keine Utopie: 100% Testabdeckung im SAP Integrationstest mit Ihrem Team in 3 Monaten!.
Denn, wie in dem Beitrag ausgeführt wurde, wird in der 1-Monats-Variante das Tagesgeschäft auf jeden Fall beeinflusst. Und leider findet in vielen Projekten erst 1 Monat vor dem eigentlichen SAP Integrationstest die Erhebung der Testfälle statt.
Und dann müssen entweder der Key User: Innen herhalten, die Testtickets übers Knie gebrochen zu erstellen, was dazu führt, dass sie nicht ausreichend gut beschrieben sind, so dass sie jeder testen könnte.
Oder, wenn der Abteilungsleitung „Grünes Licht“ gibt, das Tagesgeschäft davon beeinträchtigt wird. Auf jeden Fall keine Win-Win-Situation für das Projekt zum einen und die Abteilung zum anderen
Ein Exkurs in die Vergangenheit⏳
Lassen sie mich vielleicht hier kurz in die Welt meiner über 25-jährigen SAP Projekterfahrung eintauchen.
Als ich 1998 als SAP Key User anfing, haben wir ca. 1 Monat vor Beginn das SAP Integrationstest damit begonnen die Testfälle zu erheben. Und schon damals hatten die Mitarbeiter :Innen keine Zeit dazu, sich mit mir über all Ihre Prozesse zu unterhalten, damit ich die Tickets erstellen konnte.
Und damals war ich, und das war schon richtig gut, komplett für die SAP R/3 Einführung im SAP SD Modul freigestellt, so dass ich tatsächlich ausreichend Zeit dafür hatte.
Und so wurden die Testfälle nach besten Wissen und Gewissen erstellt. Um im Nachhinein genau in die Probleme zu Laufen, die ich weiter oben schon beschrieben habe:
- Der Prozess ist so viel komplizierter als vorher
- Das vorherige Z-Programm war viel besser
- Dieser Prozess funktioniert nicht mehr
- Ich will mein altes SAP wieder
Ich denke, alle diejenigen, die diesen Weg bei ihren SAP Integrationstest eingeschlagen haben, werden sich hier wiederfinden
Not macht erfinderisch💡
Aus heutiger Sicht muss ich mich selbstkritisch hinterfragen, warum ich nicht schon generell früher auf DEN Ansatz gekommen bin
Aber die Antwort kann zumindest damit begründet werden, dass die Technik noch nicht soweit gewesen ist. Und damit sind insbesondere 2 Dinge gemeint:
1) Gut zu gebrauchende Screenshot Programme
2) Die Möglichkeit der kollaborativen Zusammenarbeit
Denn das sind die zwingenden Voraussetzungen das ihre Mitarbeiter, ohne nennenswerten zusätzlichen Zeitaufwand, ihre Prozesse aufnehmen und global verfügbar machen können.
Aus dem Nähkästchen geplaudert🧵
Aber der eigentliche Treiber war ein Projekt aus jüngerer Vergangenheit, bei dem es darum ging alle Testprozesse innerhalb eines Monats von über 150 Mitarbeitern aus über 5 Landesgesellschaften in 5 verschiedenen Ländern zu erheben und zentral zur Verfügung zu stellen.
Zusätzliche Schwierigkeit: Die Videokonferenzmöglichkeiten waren zur damaligen Zeit nur eingeschränkt gegeben.
Im Ergebnis haben wir mit diesen über 150 Mitarbeitern in einem Monat mehr als 2.000 Prozesse erhoben.
Sehr hilfreich war das gut ausgeprägtes Key User Netzwerk, aber damit alleine wäre die Umsetzung in der Menge und Qualität nicht machbar gewesen.
Testtickets „On the Fly“✈️
Damit kommen wir wohl zu interessantesten Frage in diesem Blog Beitrag: Wie konnte das ohne nennenswerten zusätzlichen Aufwand umgesetzt werden?
Und die Antwort ist so einfach und einleuchtend, dass man erst einmal darauf gestoßen werden muss:
Die Mitarbeiter: Innen nehmen ihre Prozesse genau dann auf, wenn sie diese sowie gerade ausführen müssen – Genial oder?
Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Bei einem Monat ist dann natürlich schon mit Mehraufwand verbunden, aber machbar. Und deswegen empfehlen wir den 3-Monatszeitraum, weil in diesem Zeitraum alle Prozesse bequem durch die Mitarbeiter erhoben werden können.
Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Lassen Sie es uns wissen!
Oder sind sie schon mittendrin? Dann ist dieser Blogartikel genau das richtige für sie
Herzliche Grüße
Ihr Süntke Remmers